DENOVAIRE – „szene instrumental/live @ rtv Slovenjia“

Wer mit dem bisherigen Schaffen von DENOVAIRE (alias Timo Kaufmann) vertraut ist, weiß, dass dieser Künstler eigentlich niemals mit herkömmlicher Musikkost aufwartet. Wenig überraschend ist daher, dass auch seine neue CD „szene instrumental/live @ rtv Slovenjia“ dementsprechend weit aus dem Rahmen des musikalisch Gewöhnlichen fällt.

Nun, es ist ein definitiv etwas anderer Musikentwurf, mit dem Denovaire auf seiner neuen CD aufwartet. Dem 1978 geborenen Deutschen, der an der Kunstuniversität Graz unter anderem bei so namhaften österreichischen Komponisten wie Gerd Kühr, Georg Friedrich Haas, Pierreluigi Billone und Beat Furrer studiert hat,  geht es vorwiegend darum, die Hörgewohnheiten des Publikums auf die Probe zu stellen und es zu fordern, sich mit dem Dargebotenen auseinanderzusetzen und sich für etwas klanglich vollkommen Neues zu öffnen.

Nach irgendwelchen üblichen stringenten musikalischen Strukturen sucht man in den Stücken des Komponisten und Musikers vergeblich. Es sind die offenen, freien und sich über weite Bögen entwickelnden Formen, die der aktuell in Graz wirkende Soundtüftler praktiziert. Mehr als Melodien, Harmonien und dergleichen Musikalisches das Geschehen bestimmen, ist es das Experiment mit dem Phänomen Klang zwischen absoluter Stille, minimalistischen bis schrägen Soundspielerein, Improvisationen und sphärischen Zuständen, das von ihm in den Mittelpunkt gerückt wird.

Atmosphärisch verdichtete Klangräume

Die Frage nach irgendeiner stilistischen Verortung der live eingespielten Stücke ist obsolet, denn finden sich Einflüsse aus anderen Genres, dann nur in Spurenelementen weit unter der wirklich wahrnehmbaren Oberfläche. Was Denovaire und sein hochkarätig besetztes Ensemble (Wolfgang Hattinger, Elisa Azzara, Margarethe Mayerhofer-Lischka, Simon Frick, Grill Pollheimer) entstehen lassen, sind vielschichtige und atmosphärisch verdichtete Klangräume, die sich zu allen Seiten hin unaufhörlich ausdehnen und in denen alles mehr in Form von Andeutungen und kurzen Ereignissen, die nach ihrem Aufflackern auch schon wieder in der Tiefe verschwinden, passiert. Ein Aspekt, der der ganzen Sache aber viel Spannung und viel Unvorhersehbares verleiht.

Zugegeben, die Musik von Denovaire ist eine, durch die man sich hindurcharbeiten muss, um sie wirklich in ihrer Gesamtheit fassen zu können. Tut man dies aber und taucht in diese eigenwillige Klangwelt ein, so wächst diese von Mal zu Mal zu einem mehr und mehr fesselnden Hörerlebnis.
Michael Ternai

Michael Ternai

http://www.denovaire.at
http://www.szene-instrumental.com