BEATSTEIN bietet jungen Bands eine Bühne – LUKAS BILDSTEIN im Interview

LUKAS BILDSTEIN hat eine große Leidenschaft für den Jazz und ein ebenso großes Organisationstalent. Als Schlagzeuger spielte er in vielen Workshops am Jazzseminar Dornbirn. Im Zuge seines Studienabschlusses an der FH kreierte er das Erscheinungsbild eines fiktiven Jazzclubs und veranstaltete im Zuge dessen im Innauer ein Jazzkonzert. Das Projekt war so erfolgreich, dass daraus eine jahrelang währende Jazzreihe hervorging. Nun entwickelt sich LUKAS BILDSTEIN weiter und etabliert BEATSTEIN am Spielboden in Dornbirn. In Kooperation mit dem JAZZSEMINAR DORNBIRN, treffen künftig dort junge Bands und Musiker aus Vorarlberg auf etablierte Jazzer. Im Gespräch mit Silvia Thurner berichtet der Kurator dieser Initiative von seinen Intentionen und Vorhaben.

Du bist über das eigene Musikmachen zum Organisator von Konzerten geworden. Was reizt dich an dieser Tätigkeit?

Lukas Bildstein: Ich habe neben dem Schlagzeugunterricht am Jazzseminar angefangen in Workshops zu spielen. Aus einem wurden schnell mehrere – doch Auftritt gab es nur einen: das Abschlusskonzert. Mehr und mehr kam die Lust, eigene Gigs zu haben, also haben wir angefangen, selbst Auftrittsmöglichkeiten zu organisieren. Das Veranstalten hatte also vor allem den Zweck, selbst spielen zu können. Außerdem höre ich gerne gute Live-Musik und lasse mich auf Konzerten inspirieren.

Vom Kellerlokal zum Kulturveranstalter

Das Innauer ist ein Lokal, der Spielboden ein Kulturveranstalter. Warum hast du für die Jazzreihe den Spielboden und nicht eine andere Location gewählt?

Lukas Bildstein: Ich möchte mich bei Sigi Innauer bedanken, dass er mir vor fünf Jahren die Möglichkeit gab, Konzerte in seinen Räumlichkeiten zu veranstalten. Der Gewölbekeller ist ein eindrucksvoller Ort, die Atmosphäre ist für diesen Anlass absolut passend. Für mich ist der Schritt zum Spielboden dennoch ein Schritt nach vorne, da sich hier andere Anknüpfungspunkte ergeben. Hier gibt es ein Know-How, von dem ich als junger Veranstalter profitieren kann. Neben der ganzen Erfahrung ist für mich allerdings auch die Technik wichtig, die im Spielboden vorhanden ist.
Zur Kooperation mit dem Spielboden kam es über den Leiter des Jazzseminars Florian King, der für das Jazzseminar eine stärkere Kooperationsmöglichkeit mit dem Spielboden gesucht hat. Beatstein, als bestehendes Format, scheint hier ideal zu sein. Auch Peter Hörburger vom Spielboden hat gleich Interesse gezeigt – zum einen mit dem Wunsch nach einer jüngeren Schiene, jüngerem Publikum, zum anderen um die Vernetzung der aufstrebenden jungen Musiker der Region zu fördern.

Musikalischer (Erfahrungs)austausch


„Beatstein ist eine junge Jazzreihe, die auf einzigartige Weise innovative, internationale Musiker mit Vorarlberger Nachwuchsbands verbindet“
, ist im Programmtext zu lesen. In welcher Form findet diese Verbindung konkret statt?

Lukas Bildstein: Im Moment besteht diese Verbindung aus den Begegnungen neben der Bühne und aus dem Erfahrungsaustausch. Jeder Musiker will gehört werden – von seinen Mitmusikern, dem Publikum. Vor allem die Musiker hören anderen Musikern zu – und so ergaben sich oft nach den jeweiligen Konzerten noch angeregte Gespräche zwischen den Jazzseminar-Schülern und den Musikern der Bands. Von wertvollen Inputs und neuen Ideen profitieren ja alle.

Wie oft möchtest du Konzerte in der Kantine des Spielbodens anbieten?

Lukas Bildstein: Derzeit ist geplant, dass wir 2016 sechs Abende veranstalten – drei im Frühjahr und drei im Herbst. So wird Beatstein zu einem regelmäßigen Fixpunkt in der Szene. Und für die vielen Workshops aus dem Jazzseminar gibt’s somit durchs ganze Schuljahr hindurch diese Bühne außerhalb des schulischen Betriebs.

Du bist seit vielen Jahren ein großer Jazzfan, was fasziniert dich genau an diesem musikalischen Genre und welchen Stellenwert nimmt die Improvisation in deinem eigenen Musizieren ein?

Lukas Bildstein: Mich fasziniert vor allem die Art, wie miteinander auf einer musikalischen Ebene kommuniziert wird. Das gegenseitige Zuhören und Reagieren ist hier sehr wichtig. Ich spiele selbst zum Beispiel gerne im Duo mit unterschiedlichen Musikern, weil die Flexibilität keine Grenzen hat.
Mir liegt sehr viel am Groove – hier spielt sich bei mir die Improvisation ab. Ich experimentiere gerne bei der Wahl des “Werkzeugs”, mit dem ich Schlagzeug spiele und bei der Orchestrierung am Set.

Eigenmarke in Kooperation mit dem Jazzseminar

Am Spielboden findet auch die „Jazz&-Reihe“ statt, vorher sehr erfolgreich in der Programmierung von Peter Füßl, dann mit Alfred Vogel als Kurator und nun in einer Kooperation von Alfred Vogel und Peter Hörburger. Wie möchtest du die Charakteristik deiner Konzertreihe nach außen hin sichtbar machen?

Lukas Bildstein: Beatstein zeichnet sich vor allem durch die Kooperation mit dem Jazzseminar aus und durch den Umstand, dass es eine jüngere Schiene sein beziehungsweise werden soll, die jungen, aufstrebenden Musikern aus der Region eine Bühne bietet, auf der sie sich präsentieren können. Es geht auch darum, die große Welt des Jazz in all seinen Facetten mit einem eigenen Programm einem jüngeren Publikum näher zu bringen.

Je mehr, umso besser


Tut sich in der Jazzszene Vorarlbergs deiner Wahrnehmung nach derzeit viel?

Lukas Bildstein: Ja, es gibt im Ländle zur Zeit einige sehr gute junge Bands in kleinen und großen Besetzungen, die gehört werden sollten. Wir müssen zeigen, dass es auch neben den “alten Hasen” frische, neue Bands gibt, die richtig gute Musik machen. Wer Interesse hat, kann sich gerne bei mir melden.

Unter anderem werden auch im vorarlberg museum regelmäßig Jazzkonzerte mit heimischen Bands angeboten. Inwiefern wird sich Beatstein von den Programmen dort unterscheiden?

Lukas Bildstein: Ich finde jede Initiative, lokale und internationale Bands auf die Bühne zu bringen, begrüßenswert. Daher denke ich, dass es nicht unbedingt darum geht, sich von der Initiative des vorarlberg museums abzuheben. Wir beide haben das Ziel, eine Plattform zu bieten. Als Musiker würde ich sagen, dass es dem Ländle nur gut tut, dass es an unterschiedlichen Orten eine Bühne gibt, auf der sich Bands präsentieren können.

Danke für das Gespräch.

Silvia Thurner

Dieses Interview ist zuerst in der Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft im Dezember 2015 erschienen.

Factbox:
Mittwoch,  23. Dezember 2015, Spielboden Dornbirn, 20.30 Uhr
Beatstein#23: Kompost 3 + Support: Brassato. Beatstein – Internationaler Jazz trifft junge Vorarlberger Talente

http://www.beatstein.com/past-events/
http://lukasbildstein.com/
http://www.spielboden.at